Der Apfelfresser (German Edition) by Mark Villain

Der Apfelfresser (German Edition) by Mark Villain

Autor:Mark Villain [Villain, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-12-07T16:00:00+00:00


39. Kapitel

Mehrere Minuten wartete ich auf dem Parkplatz darauf, dass sich die Hitze aus meinem Wagen verzog. Hätte ich nicht telefoniert und gewartet, hätte ich wohl kaum Wind davon bekommen, und diese Geschichte hätte vielleicht ein ganz anderes Ende genommen. So bekam ich es mit. Geschrei, nein, Getöse. Wie ein Orkan. Laut. Es war ein Streit. Haubach - kein Zweifel. Und Karla. Diesmal hatte ich keinerlei Probleme zu verstehen, um was es ging.

»Das ist richtig große Scheiße, Fräulein Franke! Sie haben die Moko nicht mehr unter Kontrolle. Irgendjemand verdächtigt den armen Beppo, Sie gehen davon aus, dass es jemand aus unserer Moko ist. Es wird gemutmaßt und gegrübelt. Ja, rein theoretisch könnte es auch der Weihnachtsmann sein. Aber mit der geforderten DNA-Analyse haben Sie den Vogel abgeschossen.«

Karlas Gesicht konnte ich nicht sehen; sie stand mit dem Rücken zu mir, aber ich besaß genügend Fantasie mir zu denken, was in ihr vorging. Eine Moko zu leiten erwies sich selten als reines Zuckerschlecken und dann gleich den Apfelfresser. Nein, das war beileibe nicht einfach. Ich konnte nicht nachvollziehen, weshalb Haubach sie so herunterputzte. Natürlich war die Vorstellung, dass es jemand aus den eigenen Reihen sein könnte, höchst ungemütlich. Allerdings, so sagte ein ungeschriebenes Gesetz, musste man allen Spuren nachgehen und gerade das Brainstorming, wie es heute so schön hieß, brachte polizeiliche Ermittlungen voran. Und selbst wenn die geforderte Speichelprobe einfach nur jeden Zweifel ausmerzen würde, so konnte sie unser Team zusammenschweißen. Mir erschien Haubachs Standpauke unangebracht, ja, er kam mir unverhältnismäßig zornig vor, auch wenn er hinsichtlich Karlas Moko-Leitung nicht unrecht hatte. Sie hatte die Dinge nicht in der Hand, das Gefühl schlich sich auch bei mir ein. Mir kam Karla Franke so vor, als verfolge sie ein ganz anderes Ziel. So als habe sie bereits einen Verdacht, wer der Serienmörder war.

Stirnrunzelnd beobachtete ich das Geschehen. Die Kommissarin versuchte sich kaum zu verteidigen, sondern blickte zu Boden, während der Dezernatsleiter sich wütend durch seine volle Haarpracht fuhr.

»Das wird definitiv Ihre erste und letzte Leitung sein, solange ich hier das Sagen habe. Und wenn Sie sich noch so einen Schnitzer erlauben, werde ich Ihnen auch diesen Vorsitz entziehen.« Damit machte Haubach kehrt und eilte zu seinem Auto, nicht ohne sich noch einmal umzudrehen. Er stieg in seinen schwarzen Porsche, schlug die Tür zu und legte einen Kavalierstart hin. Nachdenklich sah ich ihm hinterher. Was ist denn das gewesen?

Ich blickte zu Karla, die sich eine Zigarette angesteckt hatte, und ihr Gewicht kontinuierlich von einem Bein aufs andere verlagerte, während sie weiterhin stur zu Boden starrte. Ihre ganze Körperspannung verriet Ablehnung und unterdrückte Wut. Kurz überlegte ich, zu ihr zu gehen - vermutlich ermutigt durch ihre Freundlichkeit mir gegenüber Minuten zuvor. Im Endeffekt entschied ich mich dagegen und fuhr bewusst so vom Parkplatz, dass ich nicht noch einmal an ihr vorbeikam.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.